Hypothekenamt VI 5 Bd.49-1838 (p.110f.)
An dieser Stelle erscheint zum ersten Male, nachdem die alte „Apotheke am Stubbenhuk“ seit 1838, also seit nunmehr 90 Jahren, besteht, der Name Ulex, der seit 1847 Namensbestandteil der „Ulex´schen Apotheke“ und dem des daraus entstandenen Chemischen Laboratoriums wurde.
Unter diesem Namen entsteht auch der Begriff der Handelschemie überhaupt.
Es wird an dieser Stelle das weltweit älteste Handelslaboratorium gegründet.
Georg Ludwig Ulex wurde als dritter Sohn des Caspar Hinrich Ulex am 8. Oktober 1811 zu Neuhaus an der Oste geboren und am 27. Oktober desselben Jahres von seinem Oheim Dr. August Ruge zur Taufe gehalten. Nach der Jugend in Neuhaus trat er Michaelis 1827 im Alter von sechzehn Jahren bei dem Apotheker Ohrtmann am Speersort zu Hamburg in die Lehre. Er bestand sein Apothekengehilfenexamen 1831, wurde dann 1832/33 „Gehülfe“ beim Apotheker Murray an der Universitätsapotheke zu Göttingen, wo er gleichzeitig das Studium der Pharmacie betrieb.
1833/34 war er in der Rathsapotheke zu Hildesheim beim Apotheker Dempwolff, 1835/36 Student der Pharmacie unter H. Rose.
Im September 1836 bestand er vor der „Königlich Großbrittanisch-Hannöver´schen Ärztlichen Prüfungsbehörde zu Hannover“ sein Apothekerexamen, im Januar 1838 dasselbe Examen vor der „Hamburgischen Gesundtheitsbehörde“.
Er wurde am 8. Dezember 1837 Hamburger Bürger
[BB 1837-Staatsangeh.-aufsicht Bd.2 No.847]
Schon am 31. Dezember 1837 kaufte G. L. Ulex von der Wwe. Johanna Math. Minder, geb. Gravenhorst die „Apputecke am Stubbenhuk, belegen am Orde des Brauerknechtsgrabens“ für 56.000,- Mark Species Banco sowie das Wohnhaus No.5 für 18000,- Mark Species banco.
Das Haus ließ er im Jahre 1858 abreissen und durch ein neues, massiveres ersetzen.
Er führte die Apotheke bis 1869 und übergab diese dann seinem Sohne Georg Friedrich Ulex, um sich ganz der Chemie zu widmen.
[Verzeich Georg Friedrich Ulex]
Er hat auf dem Gebiet der Chemie, die seine eigentliche Fachrichtung darstellte, außerordentliches geleistet. Er erhielt schon 1833 zu Göttingen die silberne Medaille der „Hagen-Buchholz´schen Stiftung“ für seine Abhandlung über Struvit (Die 1842 nach dem Großen Brande in der Nähe der Kirche St. Nicolay gefundenenKristalle befinden sich heute in der Pharmazeutischen Lehranstalt).
Schon 1840 im Alter von 29 Jahren wurde er zum Lehrer der Chemie und der Physik an die hamburgische Pharmazeutische Lehranstalt berufen, an der er bis 1870 wirkte.
Er gründete 1847 im Obergeschoss seines Hauses das erste Handelslaboratorium, das nicht mehr nur ein an eine Apotheke angeschlossenes Laboratorium war. Es verblieb in diesen oberen Räumen bis 1902.
Seit dem 25. Juli 1856 trug er neben Adolph Oberdörffer die erste Berufsbezeichnung „Vereidigter Handelschemiker“
Äußere Anerkennung fand sein Wirken durch die Verleihung der Würde eines „Dr. phil. h.c.“ durch die Universität Rostock im Jahre 1871.
Er war Ehrenmitglied des „Hamburg-Altonaer-Apotheker-Vereins“, dessen Vorsitzender er lange Jahre war, der „Patriotischen Gesellschaft zu Hamburg“, der “Pharmaceutischen Gesellschaft zu St. Petersburg“ und der „Wetterau´schen Gesellschaft für die gesamte Naturkunde zu Hanau“.
Schriftlich und in Vorträgen entfaltete er eine umfangreiche Tätigkeit; er referierte in der „Pharmaceutischen Zeitschrift“, dem „Archiv für Pharmacie, in „Liebig´s Annalen der Chemie und Pharmacie“, in den „Mitteilungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Hamburg“, in „Erdmann´s Journal für Chemie“ u.v.a.m.
Ein Bericht über seine naturwissenschaftliche Tätigkeit von 1845 bis 1864 enthält der „Generalbericht über die Tätigkeit der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Hamburg“ vom Jahre 1865.
[A585/39 StAHmb]
Dort heißt es auf Seite 29:
„Chemische Analysen unternahmen die Herren Abel, Dr. Roth, Prof. Dr. Schacht, Semper, Ulex und Dr. Wohlwill; sie betrafen vorwiegend Analysen von Mineral-Substanzen, und namentlich haben Herren Ulex zur Entdeckung mancher neuen Verbindung geführt, wie insbesondere des Strvits, des Hydroborocalcits (Später international „Ulexit“ genannt !) und eines neuen Cupfererzes von Copiapo…“.
Neben seiner Laufbahn als Chemiker ist sein Weg als Apotheker, als Kirchenbürger und als Kommunalpolitiker von großer Bedeutung für Hamburg.
Sie kann an dieser Stelle sehr gerafft behandelt werden:
Georg Ludwig Ulex machte 1838 sein Apothekenexamen vor dem „Hamburger Gesundtheitsrath“.
Er war 1845-1872 Armenapotheker
1844-1871 „Mitexaminatorbei dem Gesundtheitsrath“.
Er trat an Stelle des Apothekers Schwarz 1844 in die „Examens-und Revisionscommission“ ein die bis zur Auflösung des „Gesundtheitsrathes“ 1871 bestand. Ihr oblagen die Prüfungen der Apothekenlehrlinge, die Provisionsexamina und die amtlichen Besichtigungen der Apotheken.
1870/71 war er Vorsitzender der Visitationskommission.
1840-1870 war er Dozent an der pharmaz. Lehranstalt.
Er war 1842-1843 Adjunct
1844-1857 „180er“
1856-1857 Jurat
1857-1870 „60er“
1859 „Gotteskastenverwalter“ zu St.Michaelis
Er war 1855-1860 Mitglied des „Armencollegiums“ und
1848-1853 und 1858-1864 Vorsitzender des „Hamburgischen Apothekervereins“
1847-1849 Leiter der techn. Sektion der Patriot. Gesellschaft, die ihn zum Anlass
ihres hundertjährigen Bestehens zum Ehrenmitglied ernannte.
Er war 1845 zusammen mit I. F. Martens Gründer und langjähriger Präsident (1849-1861) des „Bildungsvereins für Arbeiter zu Hamburg“.
Als politisch fortschrittlicher Mann war er einer der drei Deputierten der “180er“, die am 10. März 1848 im Senat die Wünsche dieses Kollegiums vortrugen. Er wurde am 13. März 1848 in die wegen der Verfassungsreform gewählte „Raths- und Bürgerdeputation“ gewählt und gehörte der Konstituante an.
(Mitglieder waren: I. C. Sasse, F. J. Wex, Dr. Baumeister, F. Stammann, G. L. Ulex, Ami de Chapeaurouge, F. G. Stammann, I. Amsingk, E. Johns, H. C. Spiermann, I. Rosen-Runge, Dr. Voigt, O. R. Schroeder, I. D. Becker, H. Dreyer sowie die Syndici Amsinck und Banks und die Senatoren Hudtwalker, Haller und Geffkens.)
Am 28. Dezember 1853 wurde er von der „Erbgesessenen Bürgerschaft“ in die Rats-und Bürgerdeputation gewählt, die den Auftrag hatte, Vorschläge zur Verbesserung des Elbfahrwassers und des Hafens von Cuxhaven zu machen.
Er war Mitglied der Bürgerschaft:
1859-1860 als Steuerbürger
1862-1874 als Mitglied der Oberschulbehörde
1856-1868 als Mitglied des Bürgerausschusses
1862-1863 Vicepräsident dieses.
Seit 1875 war er Mitglied der Kommission für das Museum für Kunst und Gewerbe.
In der Nacht vom 24. auf den 25. März 1883 starb er nach kurzem Krankenlager, zweiundsiebzigjährig, als Nestor der Handelschemie in seinem Hause auf der Palmaille 35
[Reg.No.626]
Er wurde auf dem Friedhof St. Michaelis zu Hamburg am Dammtor beigesetzt, im Jahre 1913 wurden seine Gebeine auf den Zentralfriedhof Ohlsdorf überführt.
[AA18-36]
Fortgang der Apothekengeschichte:
Am 12. Februar 1869 übergab er seinem Sohn Georg Friedrich Ulex die Verwaltung der Apotheke und überließ sie ihm ganz ab dem 1. Jan. 1873. Nach dem Tod von Caspar Hinrich Ulex am 25.3.1883 verlor der zwischen Vater und Sohn privat abgeschlossene Übernahmekontrakt seine Gültigkeit, da die Witwe als Universalerbin eingesetzt war. Am 15.6.1885 erwarb er von seiner Mutter die Apotheke, die zu dieser Zeit den größten Teil der Arzneimittel für Seeschiffe lieferte. Nach seinem Tode am 22.4.1907 verkaufte seine Witwe am 1.4.1908 an Eugen Schindler, nachdem die Verwalter Johannes Diescke, Friedrich Beyer, Wilhelm Hansen, Walter Schwarz, Ludwig Burmeister u. Gottfried Brüderlein immer nur kurze Zeit geblieben waren.
Schindler übergab die Apotheke lt. Kaufvertrag vom 4.4.1933 an Ludwig Körner (geb. 19.8.1897 in Spremberg / Niederlausitz). Am 25. Juli 1943 wurde die Apotheke durch Bombeneinwirkung total zerstört. Mit behördlicher Genehmigung konnte am 24.6.1949 am Neßdeich 128a auf Finkenwerder ein neues Grundstück erworben werden, auf dem dann am 1.9.1950 eine neue Apotheke eröffnet werden konnte. Am 1.4.1955 verpachtete Körner an Jürgen Struve und am 1.7.1959 an Karl-Heinz Jäckel. Nach Körners Tod erwarb Jäckel 1977 die Apotheke.
Nachdem Georg Ludwig Ulex im Jahre 1847 die Apotheke vom Handelslaboratorium trennte, nahm er seinen Sohn Hermann Theodor Ulex (geb. am 29. März 1855, verstorben am 2. Febr. 1915) als Assistenten auf.
Er besuchte die Schule des Dr. Lange, die Realschule in Harburg und in Neumünster und die „Gelehrtenschule des Johanneums zu Hamburg“, studierte von 1876 bis 1879 in Göttingen Chemie und Mineralogie. Er promovierte am 4. März 1879 zu Dr. phil., diente 1879/80 beim 1. Thüringischen Infanterieregiment Graf Bose No.31 in Altona.
Im Jahre 1880 trat er 25jährig als beeidigter Handelschemiker in das Laboratorium ein und übernahm es als Alleininhaber nach dem Tode seines Vaters 1883.
Abgesehen von seiner Tätigkeit als Handelschemiker wurde er in weiten Kreisen durch seine künstlerischen Interessen bekannt. Seine Sammlung von über achtzig japanischen Schwertstichblättern galt als Sehenswürdigkeit ersten Ranges. Diese Sammlung, später im Besitz des Hamburger Chemikers Dr. Ulex-Streccius, wurde auf der 453. Auktion des Kölner Kunsthauses Mathias Lempertz 1958 für DM 75.000,- versteigert.
Im Jahre 1902 verlegte er sein Laboratorium, das sich einerseits am Stubbenhuk nicht mehr erweitern ließ und weil andererseits auch die Apotheke umgebaut werden musste, an die Brandstwiete No.3 an der Ecke zur Kleinen Reichenstasse.
[Hamburger Nachrichten v.3.Nov.1923,ZAS A902 StAHmb.]
Am 29. Juni 1914 wird das „Chemische Laboratorium Dr. Hermann Ulex“ erstmalig in das neugeschaffene Handelsregister unter der Nummer 18 642 eingetragen.
Am 9. Juli 1914 trat der seit dem 19. 4. 1914 vereidigte Handelschemiker Dr. Johann Fitzler in die Firma ein die hiermit zur OHG wurde [HRA v.17.7.1917].
Am 8. Februar des Jahres 1915 verstarb Dr. Hermann Ulex in seinem Hause in Groß-Flottbek
Seine Witwe Joh. Mar. Elfr. Ulex, geb. Pfropfe trat nunmehr am 5. Okt. 1915 in die OHG ein. Dr. Fritzler und Frau Ulex führten das Laboratorium bis Ende August 1919.
Am 5. Sept. (HRA-Datum) verkauften sie die Firma an Dr. Theodor Grethe.
Auszug aus dem Stammbaum der Familie Ulex
[„Zur Geschichte der Familie Ulex, Hamburg-1913]
[Mit Zusätzen von Dr. Georg Ulex – 1972.]
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